Hamburger Dom
In Hamburg auf dem Heiligen Geist Feld gastiert 3 mal im Jahr für 4 Wochen die größte Kirmes in Norddeutschland. In diesem Frühjahr haben wir das Spektakel wieder mal besucht und auch einen Coaster Count abgestaubt.
Hamburg ist aktuell überhaupt keine Reise wert. Zumindest mit dem Auto macht die Anreise keinen Spaß. Meist fahren wir bis Pinneberg und steigen dort in die S-Bahn. Aber auch die S-Bahn ist nicht immer verlässlich. Mal wird ein Bahnhof umgebaut, mal wird gestreikt und ein anderes Mal ist ein Stellwerk defekt. Somit gestaltet es sich oft nervig und schwierig in Hamburg in die Innenstadt zu reisen. Fast könnte man meinen, man will keine Gäste von außerhalb willkommen heißen. Viele Baustellen, aber dafür keine Parkplätze. Park und Ride ist überfüllt und Autoeinbrüche an der Tagesordnung. Alles in allem brauche ich schon ein erheblichen Anreiz um freiwillig in diese Schlangengrube zu fallen.
In diesem Jahr wurde die wilde Maus XXL für den Frühjahrsdom angekündigt. Und das treibt mich dann doch schon hinter dem Ofen hervor. Dieser Coaster fehlt noch in meiner Sammlung. Also machen Knut und ich uns auf den Weg. Die Anreise funktioniert überraschend gut und wir sind nach ca. 2 Stunden in der U-Bahn Station Feldstrasse angekommen. Dies ist der Hintereingang der Kirmes. Und schon hier sieht man Leerstände. Vorboten von Schwierigkeiten der Schausteller? Inflation, explodierende Energiekosten machen bestimmt auch den Beschickern der Kirmesplätze zu schaffen.
Doch die Hauptrunde ist bis auf wenige Ausnahmen ein gut ausgelasteter Festplatz. Bekannte Fahrgeschäfte wechseln sich mit neuen Attraktionen ab. Zu meinem Erstaunen kommen wir schnell an der ersten Grossachterbahn, dem „Höllenblitz“ vorbei. Der „Höllenblitz“ ist die größte transportable Indoorachterbahn der Welt. Während der Pandemie stand diese Bahn für 3 Spielzeiten im Serengeti Park Hodenhagen. Und dort bin ich diesen Kracher schon zig mal gefahren. Tolle Achterbahn. Für 7,5 Euro pro Person ist eine Fahrt nicht gerade günstig. Aber die Bahn ist jeden Penny wert. Leider merkt man die Umzüge der Bahn an vielen kleinen Macken. Hier und da ist Farbe abgeplatzt und die Hintergründe sind ausgeblichen. Die Fahrt ist aber gewohnt sanft auf der Schiene. Die drehenden Gondeln sind leichtgängig und die Lasershow im Inneren ist immer noch beeindruckend. Auch ist die Länge der Fahrt den Preis wert. Im Serengeti Park kamen aber noch Feuereffekte zum Einsatz. Wahrscheinlich sind die Betriebskosten dieser Effekte einfach zu teuer.
Wir haben auf jeden Fall die Fahrt auf dem „Höllenblitz“ sehr genossen. Jetzt geht es zur wilden Maus XXL. Hier stehen schon viele Menschen vor der Kasse an. Auch hier kostet eine Fahrt 7,50 Euro. Die Bahn sieht schon sehr beeindruckend aus. Die Lichteffekte setzen diese größere wilde Maus sehr cool in Szene. Hier wurde eine normale wilde Maus in der Mitte auseinander gesägt, auseinander geschoben und um einige Schienenlängen ergänzt. Damit ist die Fahrt um ein paar Sekunden länger. 2 zusätzliche Abfahrten machen das Erlebnis deutlich intensiver. Was diese Maus zusätzlich auszeichnet ist der Wartebereich. Schon hier beginnt der Spaß. Elemente wie in Funhäusern sollen die wartenden Fahrgäste bei Laune halten. Eine tolle Idee, die gerne auch in überfüllten Freizeitparks Schule machen dürfte. Wasserspiele, Wackelpfade und andere tolle Stationen machen viel Spaß und werden von den Gästen sehr gut angenommen.
Nach einer kurzweiligen Wartezeit sind wir dann auch dran einen der Wagen zu entern. Und auf geht’s. Der Kettenlift ist ziemlich laut und sehr schnell. Er bringt uns in wenigen Sekunden auf die höchste Stelle der Bahn und wir drehen eine Kurve mit grandioser Aussicht über den Dom. Dann führt uns die Schiene zur ersten Abfahrt. Diese macht viel Spaß und gleich geht’s auch wieder nach oben. Wieder eine Kurve mit toller Aussicht gefolgt von der nächsten Abfahrt. Ab diesem Punkt verfällt die Bahn dann in das wilde Maus Syndrom. Man kennt die Fahrt und man weiß das es meist viel zu wild wird. Es kann sein, dass es die erste wilde Maus in dieser Saison ist, aber uns kam es so vor, dass diese Maus wilder fährt, als wir es kennen. Wir überfahren die Blockbremsen ohne dass diese uns abbremsen. Und so rasen wir über die Strecke , dass uns unsere Knochen schmerzen. Wiederholungsfahrt? Nein danke!
Wir drehen noch 2 Runden über den Dom. Aber andere Attraktionen können uns keine Euros entlocken.
Grundsätzlich muss ich noch etwas loswerden: in den zahlreichen Videos von Ride Review, Funfair Blog und anderen Content Creators geben sich die Schausteller offen und freundlich. Zu uns Gästen sind sie aber abweisend, kühl und sogar unfreundlich. Hey Leute, euer Job ist es Spaß zu verbreiten. Ihr müsst nicht cool sein! Lächeln kostet euch keinen Cent mehr. Im Gegenteil, die Leute würden sicherlich auch Wiederholungsfahrten in Erwägung ziehen. Grundsätzlich versuche ich immer Blickkontakt mit den Ride Ops herzustellen und mich bei ihnen nach der Fahrt zu bedanken. In den Freizeitparks kommt das gut an und hat schon so manches, wenn auch kurzes Gespräch eingeleitet. Das schafft auf beiden Seiten ein gutes Gefühl. So war der Besuch ein guter Abend mit meinem Freund auf einer beliebigen Kirmes. Ob und wann wir mal wieder die lange öde Reise nach Hamburg zum Dom auf uns nehmen, hängt dann wieder nur davon ab, ob wir einen Coaster Count abstauben können. Denn ansonsten ist die Kirmes unpersönlich und teuer.
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