Kärnan – Wahrscheinlich Deutschlands beste Thrillmaschine

Published by Timo Gerber on

Aus dem Turm auf den herzförmigen Top Head

Mit diesem Blogeintrag stoße ich sicherlich vielen Coaster-Freunden vor den Kopf, denn natürlich gehen die Meinungen zu verschiedenen Coastern immer meilenweit auseinander. Aber meiner Meinung nach gibt es viele tolle thrilllastige Coaster in Deutschland, aber keiner von denen, die ich bisher gefahren bin, haben den Thrill, den „der Schwur des Kärnan“ heraufbeschwört.

Zum Ende der Saison 2014 wurde mit dem Bau des knapp 80 Meter hohen Turmes des Kärnan begonnen. Und am 01. Juli 2015 war es dann soweit, dass der Infinity Coaster, wie der Herstellen Gerstlauer diesen Bahntyp nennt, seine erste Runde (in der Öffentlichkeit) gedreht hat. Leider noch ohne Thematisierung.

2015 war ich noch nicht auf dem Coaster-Trip und daher bin ich auch erst 2017 diese Bahn das erste Mal gefahren. Die Thematisierung ist tatsächlich auch erst 2017 fertiggestellt worden. Denn der hohe Turm ist tatsächlich mit Klinkern voll umrundet. Was das für eine Wahnsinnsarbeit gewesen sein muss. Respekt!
Auch das Fahrverhalten wurde zum Saisonstart 2017 noch optimiert. So dass einige der Nörgler von 2015, die Bahn in ihrem jetzigen Zustand noch gar nicht gefahren sind. Auch in diesem Jahr 2019 ist noch eine „kleine“ Neuigkeit in den Turm eingezogen.

Meine erste Fahrt war mit Marco meinem Coaster-Buddy der ersten Stunde. Und wie ich, ist auch er die Bahn vorher noch nie gefahren. Auch mein Bruder ist mit auf dieses Abenteuer gekommen.
Wir bestaunen die tolle Thematisierung. Auf Monitoren wird die Geschichte des tatsächlich existierenden Burgfrieds „Kärnan“ in einer Dokumentation erzählt. Von Monitor zu Monitor in der Warteschlange wird die Story immer konkreter. Zu der eigentlichen Geschichte will ich gar nicht viel schreiben, sondern schaut euch doch einfach die Doku-Streams in dem Kärnan-Youtube-Kanal an:
https://www.youtube.com/user/schwurdeskaernan/videos

Kärnan hat auch einen Preshow-Room, in dem eindrucksvoll die Aktivierung des Banns dargestellt wird und wie dieser die Macht über den König und dessen Thron übernimmt. Dann geht es weiter in einen Küchenraum und durch den freigelegten Kamin kommen wir zur Ausgrabungsstelle. Wir sind nämlich die Gäste bzw. Besucher der Ausgrabungsarbeiten. Auch auf einem Monitor wird hier die Geschichte weitergetrieben. Ein Techniker erzählt von einem freigelegten neuen Bereich, in den wir als Gäste dann hineingeführt werden. Im Atelier des Baumeisters gibt es dann noch letzte Instruktionen und wir können unsere Taschen in ein „Bücherregal“ deponieren.

Dann geht es in den sogenannten Bannraum. Hier stellt man sich immer mit 4 Personen in eine Reihe. Dann ertönt wieder die Musik und der Bann wählt eine Reihe wartender Personen und ordnet diese einer Reihe in der Bahn zu. 4 Reihen a 4 Personen.
Und hier habe ich dann auch mein Problem mit der Bahn. Ich bin seit 2017 20 Male mit der Bahn gefahren. Und habe immer in Reihe 3 oder 4 gesessen.
Einmal konnte ich in die erste Reihe wechseln, weil Marco mit mir getauscht hat. Dieses eine Mal fing es dann auch noch heftig an zu regnen und in der ersten Reihe klatschen die Tropfen dann auch fies ins Gesicht. 127 km/h Spitze schafft die Bahn an ihren schnellsten Stellen und die Bahn bleibt auch fast die gesamte Zeit super schnell. Aber zurück zum Bannraum und der Einstiegszone. Erst bei meiner 24. Und 25. Fahrt konnte ich meinen persönlichen Bann durchbrechen und bin 2 Mal nacheinander in der ersten Reihe bei schönstem Sonnenschein gefahren. Diese Bahn rockt besonders in der ersten Reihe. Unglaublich intensives Fahrvergnügen mit ordentlich viel Thrill.

Nun hat der Bann dann die Reihen eingeteilt und der Zug mit seinen 4 Gliedern steht im Einstiegsbereich vor den Gästen. Die Sitze sind sehr hoch angeordnet, so dass normal Sterbliche mit den Füssen nicht auf den Boden reichen.
Und es kommt nur ein „Beckenkissen“ von vorne, welches den Gast im Sitz fixiert. Also keine lästigen Schulterbügel oder Westenbügel. Ein völlig freies Fahrgefühl.

Dann rollt der Zug leise und sanft los, nimmt schnell an Fahrt auf, um eine Kurve, dann ein leichter Drop und kommt vor einer Kette zum Stehen. Wird eingeklinkt und dann sieht man das „Elend“: Der Lift ragt über 70 Meter in den dunklen Turm. Nur einzelne kleine Leuchten am Lift und an den Wänden geben etwas Licht und erhöhen das ungute Gefühl in die Höhe gezogen zu werden. Der Aufstieg geht recht schnell. Ketten rasseln und eine unheilvolle Musik verstärken stetig das mulmige Gefühl. Im Turm riecht es nach viel Schmieröl und es bleibt finster. Dann kommt der Wagen kurz vor Ende des Lifts zum Stehen. Die Musik ist hektisch und verstummt dann unvermittelt. Dann erscheint der Geist des König am Turmdach. So richtig konnte ich bisher nicht verstehen, was er da ruft. Aber wenn er verstummt wird man plötzlich in die Tiefe gestoßen. Mit ca. 11 Metern pro Sekunde fallen die Fahrgäste in die Tiefe…
Um ganz sanft aufgefangen zu werden. Die Musik wird entspannter und der Wagen beginnt nach einigen Sekunden wieder mit dem Aufstieg. Dieses Mal aber über die Kuppel hinweg. Und dann rast der Wagen im Turm in die Tiefe. Er dreht sich noch etwas ein uns saust aus dem Turm wieder hoch auf den Top Head. Ganz kurz realisiert man, wie hoch die Bahn ist und wie frei man eigentlich in dem Wagen sitzt. Dann reißt es ein schon wieder in die Tiefe und gleich wieder auf die andere Seite der Herzform. Jetzt geht es wieder abwärts und die Bahn rast recht bodennah über eine Fläche, die ca. ein Viertel des Hansa-Parks ausmacht. Sehr schnell, mit Umschwüngen und mehreren Airtime Momenten. Aber der intensivste Airtime-Moment kommt kurz vor dem Einfahren in den Bahnhof. Wahnsinn, wie man hier aus dem Sitz gelupft wird.
Dann geht es ins Gebäude. Hier wartet noch eine kleine Überraschung auf die Fahrgäste. Dann noch das Ride-Foto machen und der Zug fährt in den Bahnhof ein.
Wenn wir als Gruppe das Ding fahren, dann reißt es uns immer zu stürmischem Beifall hin.

Mit knapp 130 km/h aus dem Turm!

In der Tat bin ich immer wieder geflasht von der Bahn und froh, wenn wir im Bahnhof eintrudeln. So ist mein Applaus auch immer ein Zeichen von Befreiung. Liegt das vielleicht auch an meiner Abneigung für Freifalltürme? Muss eine Achterbahn senkrecht rückwärts in die Tiefe stürzen? Ein klares JA! Warum? Weil es der Geschichte dient. Hier haben sich die Erbauer wirklich eine tolle rundum gelungene Attraktion ausgedacht und realisiert.
Und die Fahreigenschaften sind beeindruckend. Obwohl man schon merkt, wie sich die Bahn innerhalb einer Saison verändert. Noch im Frühjahr fährt sich Kärnan viel weicher und ruckelt im Sommer schon ziemlich. Im Herbst schlägt sie dann schon das eine oder andere Mal.
Ihr könnt die Bahn fahren, wenn ihr mindestens 1,35m groß seid. Somit konnte auch schon meine kleine Coaster-Freundin mit ihren 9 Jahren dieses Wahnsinnsbahn fahren. Und die hat so etwas von keine Angst!!!
Der Schwur des Kärnan – Hüte dich dich vor seinem Bann!

Noch eine kleine Anmerkung:
Ich bin in diesem Jahr erst an 2 Terminen diese tolle Bahn gefahren. Aber der Zustand der begleitenden Technik im Wartebereich ließ schon sehr zu wünschen übrig. Einige Monitore funktionierten gar nicht. Die Show im Bannraum war defekt. Hier liefen die ganzen Effekte nicht.
Wenn ich mir nun vorstelle, die Bahn das erste Mal zu fahren und  vielleicht auch von weiter her angereist bin, um diese Attraktion kennenzulernen, dann wäre ich extrem enttäuscht, einen solchen Zustand vorzufinden. Hier sollte der Hansa-Park schneller reagieren und auch diese Elemente reparieren. Es ist das Gesamtpaket, was Kärnan zu dieser Thrill & Spaß-Maschine macht.

Euer Timo