Auf den Liseberg
Unser letzter Freizeitpark der Nordic City & Coaster Tour 23 ist Liseberg im schwedischen Göteborg. Bei schönstem Wetter erwartet uns ein wundervoller Tag in dem wahrscheinlich schönsten Park der Tour.
Wir campen mit unserem Wohnmobil etwas außerhalb von Göteborg. Ein nahegelegene Buslinie bringt uns direkt vor den Parkeingang. Pünktlich um 11 Uhr betreten wir den Park. Vor dem Park stehen Mitarbeiter, die uns fragenden Gästen eine Orientierungshilfe sind. Gute Idee. Denn wir müssen unsere im Internet georderten QR Codes noch in Tickets und Ride Bands umtauschen. Dafür stehen außen Automaten bereit aber auch ein Gebäude mit Gästeservice. Das ist alles sehr überschaubar, aber wir sind ja auch außerhalb der Saison. Ich war 2017 schon mal hier. Und da sah es schon ganz anders aus. Dennoch ist der Eingangsbereich sehr großzügig gestaltet und nimmt viele Besucher auf. Auch hinter dem Eingangsportal ist erst einmal eine lange Promenade, die einen vermeintlichen Ansturm entzerren kann.
Wir hatten 2 Komplettpakete (Eintritt und Ridebands) und 2 Eintritte gebucht. Aber wir wollten vor Ort noch Coupons kaufen. 2023 kostet ein Coupon 25 schwedische Kronen. Und an den Attraktionen steht dann, wie viele Coupons man benötigt. Das geht von 1-4 Coupons. Für die großen Achterbahnen benötigt man dann 4 und für mittlere Attraktionen (Wildwasserbahnen zum Beispiel) 3 Coupons. Mit dem Kauf von Coupons erhält man auch eine Übersicht welche Attraktion welche Anzahl Coupons schluckt. Hat man eine Ride Band, so braucht man sich darum nicht zu kümmern. Das System funktioniert super und man bekommt überall im Park, entweder an kleinen Buden oder Automaten frische Coupons. Wer also nur dedizierte Bahnen fahren möchte, für den bieten sich die Coupons an. Aber Achtung der Break Even Point ist schnell erreicht, wo sich eher das Ride Band lohnt.
Gleich nach der Promenade prangt über einer überdachten Rolltreppe das Schild „Helix“! Dieser Multilaunch Coaster der Firma Mackrides hat 2014 eröffnet und ist damals auf dem Berg in das Felsmassiv gebaut worden. Dieser Rollercoaster spielt ganz oben in meinem ständigen Ranking mit. 2017 bin ich diese Bahn schon mehrfach gefahren und jetzt geht es zu den Wiederholungsfahrten und dem Test, ob die Bahn sich die letzten Jahre gut gehalten hat. Hat sie! Hinzu kommt, dass es lange nicht so viele Besucher im Park gibt und unsere längsten Wartezeiten maximal 20 Minuten benötigen. Das geht auch deutlich länger, wie der üppig ausgestattete Wartebereich erahnen lässt. Es gibt sogar einen Verkaufsstand mit Erfrischungen.
Und dann stehen wir in dem schlicht futuristisch gehaltenen Bahnhof von Helix. Wir sitzen in der Vorletzen Reihe. Bügel von oben und Gurt von vorn. Dann geht es bei der Ausfahrt aus der Station erst einmal ein paar Meter in die Tiefe. Sofort nimmt der Zug Fahrt auf. Dreht sich sodann durch eine Heartline Roll. Die erste Inversion von insgesamt 7(!!!). Diese wird so sanft aber gefühlt langsam durchfahren, dass wir sogar etwas Hangtime haben. Nun geht es durch ein paar Kurven auf die erste Launchgerade. Auch der Abschuss ist eher sanft, sogar etwas verhalten. Aber er jagt uns gleich durch 2 weitere Inversionen. Einige Richtungswechsel und noch eine weitere Inversion, die sich ganz organisch in die Fahrt einbetten. Hier schlägt nichts! Hier kann man alles in vollen Zügen genießen. Dann eine scharfe Kurve durch eine kleine mit Nebel angefüllte Holzhütte. Und ab auf die 2. Launchstrecke. Diese bildet eine lange Steigung auf den Top Head, der die vorletzte Inversion abbildet. Der Schwung reicht gerade um diese hohe Fahrfigur zu bewätigen. Und wieder ausgezeichnete Hangtime. Und dann schiesst der Zug in die Tiefe. Es geht durch mehrere Umschwünge und andere wilde Kurven. Kurz vor der Schlussbremse fahren wir durch das letzte Überkopfelement. Und alle Mitfahrer johlen mit uns. Helix ist eine wirklich tolle Achterbahn, für alle Coaster Buddies, die sich die ganz wilden Bahnen (Kärnan, Taron, Taiga) noch nicht trauen. Die Bahn fährt wirklich smoooooooth…
Helix ist ein Coaster Count für Knut, aber nur eine Wiederholungsfahrt für mich. Knuts Coaster Counter zeigt eine 99! Das heißt, die nächste Bahn wird als 100 ste Bahn gefeiert. Und das soll natürlich BALDER, eine Holzachterbahn werden. Knut liebt den Geruch von Holz, die wuchtige, ausladende und mächtige Bauweise von Holzachterbahnen. Die rauhen Fahreigenschaften, die dem Mitfahrern die Geschwindigkeit wirklich spüren lässt. Nix für Prinzessinnen.
BALDER ist eben eine solche Holzachterbahn. Gebaut von Holzbauten Cordes. Auch hier warten wir nicht lange und Kirsten und Knut nehmen in der letzten Reihe Platz. Ich in der Reihe davor. Eine quäkende Autohupe kündigt die Abfahrt an. Hinauf mit dem Kettenlift und nach einer Kurve geht es dann mit 70% Gefälle ab in die Tiefe, nur um gleich wieder über einen Airtimehügel nach oben zu rasen. AIRTIME! Die ganze Fahrt geht genauso: Rauf und runter, rauf und runter. Und jedes Mal zerrt es uns aus dem Sitz. Yeah! Wilde Fahrt! Und Knut hat seine 100ste Achterbahn gesammelt. Wir dürfen noch kurz ein Foto knipsen und das war es dann auch schon.
Herzlichen Glückwunsch. Es ist schon eine stattliche Leistung 100 verschiedene Achterbahnen gefahren zu sein.
Gleich gegenüber der Holzachterbahn ist dann auch der Eingang von Valkyria. Ein Dive Coaster der Firma B&M. Die bauen immer die großen schweren Bahnen. Mit zum Beispiel 6 Mitfahrern in einer Reihe. Bei Dive Coastern bleibt der Zug immer kurz vor dem First Drop stehen und die Mitfahrer starren somit in die Tiefe. Meist führt die Schiene auch durch einen kurzen unterirdischen Tunnel. So auch bei Valkyria. Die Adobe Coaster, die ich bisher gefahren bin, haben es meist nicht auf die oberen Plätze meines Rankings geschafft, da die lange Wartezeit nicht in einem ordentlichen Verhältnis mit der Fahrtzeit steht. Bestes Beispiel: Krake im Heidepark. Aber Valkyria ist dann doch etwas länger und belohnt auch die Wartezeit mit einer außergewöhnlichen Geschwindigkeit. Mit 105 km/h ist es auch die schnellste B&M Bahn die ich je gefahren bin. Diese Art von Coastern wirkt auf mich auch immer etwas behäbig. Nicht so Valkyria: Durch den 50 Meter hohen Fall kommt die Bahn schon sehr früh auf ihre Höchstgeschwindigkeit. Anders als bei den anderen Anlagen von B&M, behält diese hier aber ihre hohe Geschwindigkeit bei und durchfährt insgesamt noch 3 Inversionen. Für mich sogar eine Bahn, die sich mit Fenix im Toverland messen kann. Aber knapp verliert. Denn ein Wingcoaster hat die deutlich bessere Sitzposition und die Thematisierung ist im Toverland um Längen besser. Aber insgesamt eine tolle Bahn.
Unser nächstes Ziel ist die Lisebergbanan. Ein alter Coaster von 1987. Mit den knapp 1400 Meter ist dies eine sehr lange Achterbahn. Seinerzeit von Zierer gebaut und dem Ingeneurbüro Stengel geplant. 5 Züge fahren auf diesem Rundkurs, der immer wieder um den Liseberg herum führt. Eine tolle alte Achterbahn. Etwas Trauer fährt allerdings mit, denn dies ist der Typ Achterbahn, der 5 Tage zuvor in Gröna Lund verunglückt ist. Ein Tag vor unserem Besuch in Liseberg war die Bahn auch noch geschlossen. Wir vermuten, dass die Züge auch in diesem Park noch einmal einer gründlichen Überprüfung unterzogen wurden. So fuhr die Bahn auch nur mit 2 Zügen. Dennoch sollte dieser Bahntyp erhalten bleiben, wenn es denn sicherheitstechnisch und wirtschaftlich umsetzbar ist.
Nun geht es zu meinem persönlichen Highlight unseres Parkbesuchs! Denn meine liebe Frau Anke, die jede Achterbahn meidet, hat mir ein großes Geschenk gemacht. Sie fährt mit mir die Familienachterbahn Rabalder! Was für eine Freude. Dieser Zierer Force Two wird immerhin 40 km/h schnell und fährt 2 Runden. Vor der Einfahrt in den Bahnhof hat die Bahn aber auch immer eine Überraschung parat. Anke hat die Fahrt gut überstanden und ich bin absolut glücklich. Danke meine liebe Frau 🥰
Mittlerweile ist das Wetter immer besser geworden und es wird Zeit für eine Erfrischung. Die bekommt man am besten in einem Flume Ride. In Liseberg ist diese Wildwasserbahn ebenso schön in den Liseberg eingearbeitet wie die Lisebergbanan. Wir unterfahren diese Bahn auch mehrmals. Eine Doppelladestation sorgt für eine schnelle Abfertigung. Und erst geht hoch hinaus. 3 Kettenlifte bringen uns nacheinander immer höher in den Park. Und dann zum krönenden Abschluss gibt es 2 steile Abfahrten. Erst eine kleinere Talfahrt und dann die große Sause. Da wir uns entschieden haben in jeweils einem Baumstamm pro Paar zu fahren, sind wir dann auch nicht so tief eingetaucht und nur etwas eingenässt worden.
Angefixt von der Wasserfahrt durch den oberen Teil des Parks, besuchen wir nun den ebenfalls oben liegenden Lunapark. Ein wunderschön angelegter Parkteil. Mit Blumenbeeten, einem Kinderkarussell, Kinderspielplatz und dem neuen Boomerang Coaster von Vekoma mit Namen „Luna“. Diese Bahn ist vergleichbar mit „Raik“ im Phantasialand oder „Saven“ im Fårup Sommerland. Diese Bahn hat im April 2023 eröffnet und ist Teil der Überarbeitung dieses Lunaparkteils, womit Liseberg sein 100 jähriges Jubiläum begeht. Die Bahn fährt sich gut und die Angestellten geben sich alle Mühe den einen Zug schnell anzufertigen. Allerdings befürchte ich, wenn die Hauptsaison vor der Tür steht, dass bei dieser Bahn die Wartezeiten explodieren werden.
Doch der Lunapark ist wirklich wunderschön angelegt. In den Abendstunden wirkt dieser Parkteil noch einmal so schön. Fotos können das sicherlich nicht einfangen.
Nun schlendern wir wieder in den unteren Parkteil um mit einer Raftingbahn zu fahren. Diese Bahn ist so toll eingewachsen, dass man meinen könnte, hier hat noch nie etwas anderes gestanden. Wir teilen unser Boot mit 3 anderen Besuchern und bilden damit einen internationalen Schwimmreifen. Es geht die ganze Fahrt darum, wer am wenigsten Nass wird. Und normalerweise bin ich das Opfer. Doch dieses eine Mal komme ich recht trocken davon. Vielleicht ist der Fluch des Poseidon nun auf Knut übergegangen? Auf jeden Fall gehört diese etwas versteckte Attraktion zu einem Lisebergbesuch dazu.
Wir haben gehört, dass es einen relativ neuen Dark Ride (Themenfahrt) geben soll. „Underlandet“ heißt die Attraktion und wir vermuten sie im Kaninchenland. Und ja, ziemlich am Rand des Parks und des Kaninchenlands finden wir den Eingang zu dem unterirdischen Kaninchenbau. Wir werden auch ohne Wartezeit eingelassen. Erst versammeln wir uns in einem Fahrstuhl und werden in die Tiefe gebracht. Hier warten die einzelnen Wagen auf uns und bringen uns durch einzelne Szenen, was die Kaninchen hier so alles machen. Eis wird produziert. Der Garten bestellt und auch Maschinen bedient. Dann betritt aber ein Bösewicht die Szenerie. Dieser versucht das Idyll der Kaninchen zu stören. Was die süßen Hoppeltiere aber nicht ungestraft zulassen. Sie werfen ihn kurzerhand ins Klo. Dann begleiten wir den bösen Buben durch die Kaninchenkanalisation. Doch am Ende sitzen dann alle friedlich vereint am gemeinsamen Esstisch und feiern zusammen. Eine rührende kleine Geschichte, die wir auch ohne Sprache und Schilder verstehen. International!!!
Nun fehlt nur noch eine Achterbahn für die Coaster Buddies um „Full Count“ vermelden zu können. Die Stampbanan ist ein Mini Coaster von Preston & Barbieri. Und ist eine von den Coastern, die eigentlich nicht für Erwachsene aufgestellt werden. Aber egal. Achterbahn ist Achterbahn. Und so entern wir unter den ungläubigen Blicken der Angestellten die hinteren Zugteile. Als wir ihnen erklären, dass wir Achterbahnen sammeln und deshalb die Bahn fahren müssen, ist das Eis gebrochen und wir blödeln gemeinsam herum. Wir in der Bahn und die Mitarbeiter in ihrem Häuschen. FULL COUNT!
Jetzt sind die Wiederholungsfahrten dran: BALDER, Helix, Helix, Lisebergbanan. Dann etwas Essen und noch vielen Parkmotiven hinterher jagen.
Dabei stolpern wir über eine Grusel Maze. Eine Art Labyrinth durch das man gehen muss und uns Erschrecker den Grusel in die Beine fahren lassen wollen. Wie bei einer Polonaise laufen wir mit 6 anderen Besuchern durch das Labyrinth, dass mal wie ein Lagerhaus, mal wie ein Hotel und mal wie ein Dschungel hergerichtet ist. Auf jeden Fall eine der besseren Mazes. Und erschreckt haben wir uns auch. Wenn auch mehr durch die Spitzen Schreie der Frauen vor uns in der Polonaise.
Langsam geht unser Tag mit einem letzten Streifzug durch den Lunapark zu Ende . Ein wahrlich guter Park zum Abschluss unserer Tour. Der Bus bringt uns müde aber glücklich zurück zu unserem Wohnmobil. Geschafft!
Fazit: Der Park erscheint bei meinem 2. Besuch noch viel attraktiver als beim ersten Mal. Das liegt sicherlich daran, dass der Park zum Einen nicht so voll ist aber auch, weil es keine sichtbaren Baustellen gibt. 2017 war Valkyria noch im Aufbau und somit war ein großer Teil des Parks durch einen Bauzaun abgegrenzt. Nun glänzt auch dieser Parkteil in schönstem Licht. Und auch der Lunapark ist voll gelungen. Das Bezahlsystem und die Coupons funktionieren tadellos. Es gibt keinen Grund davon Abstand zu nehmen, wie Gröna Lund es zum Beispiel gemacht hat. Sicherlich kommen wir irgendwann wieder. Vielleicht einmal zu Weihnachtszeit?
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