Auf Felsen gebaut: Linnanmäki, Helsinki
Seit Beginn unserer Reise am 15.06. musste ich 4 Tage warten, bis ich die erste Achterbahn im ersten Park fahren konnte. Dafür war es dann aber auch für unsere komplette Reisegruppe ein wundervoller und erlebnisreicher Tag.
Von unserem Campingplatz ging es per Metro und Tram direkt zum Park, der tatsächlich auf einem Berg oder auch Felsmassiv gebaut ist. Als erstes gilt es natürlich die Wristbands abzuholen. Der Park selbst verlangt keinen Eintritt. Nur die Attraktionen müssen extra bezahlt werden. Wer nicht jede Attraktion nutzen will oder mag, der kann sich eine 6 Coupon Karte kaufen. Mit 47 Euro muss man sich das aber schon überlegen, denn ein All Day, all Rides Wristband kostet genauso viel. Allerdings sind die Coupons übertragbar. Für unsere Frauen also genau das richtige.
Der Park bietet uns Coaster-Buddies 7 Coaster-Counts. Und da der Schalter, der uns die Tickets verkauft gleich gegenüber von dem Intamin Multilaunch-Coaster „Taiga“ liegt, haben wir gleich mit dem Star des Tages gestartet.
Und was für ein Star! Die Bahn landet ohne langes Überlegen in den TOP 5 meiner persönlichen All Times Favorits. Sie vereint alle positiven Aspekte der Bahnen, Taron, Kärnan und Helix auf sich. Was für ein Kracher! Ich werde dieser Bahn sicherlich einen eigenen Beitrag widmen und mit mehr Bildern und Eindrücken spicken.
Aus der Bahn heraus, landet man, wie in vielen anderen Parks und modernen Bahnen gleich in einem Shop. Dort nimmt uns Anke schon in Empfang und weist uns daraufhin, dass während der Fahrt auch ein Onridevideo von uns aufgenommen wurde. Da haben wir natürlich zugeschlagen.
Und mit der zweiten Bahn des Tages, haben wir gleich unseren Überraschungskandidaten am Wickel. Wir nennen diese Bahn gerne Murmelbahn, denn wie in einer klassischen Holzmurmelbahn für Kinder, fährt diese Bahn von oben nach unten. Als Mitfahrer sitzt man in einer frei beweglichen Gondel neben dem Track (ähnlich wie in einem Wing Coaster). Und durch den natürlichen Schwung kann diese Gondel auch über Kopf geraten. Ein wenig mulmig war uns schon, wie sich diese Attraktion wohl auf unseren Magen oder Rücken auswirken wird. Aber das ganze Teil fährt kurz und intensiv, aber dabei unglaublich sanft in seinen Bewegungen. Da der natürliche Schwung genutzt wird haben wir keine heftigen Rucke oder Schläge gespürt. Die Attraktion heißt „Kirnu“ und ist der kleine Bruder von „Insane“ welche wir in Gröna Lund, Stockholm noch (er)fahren werden.
Mitten im Park trohnt ein riesiges Backstein gemauertes rundes Gebäude. Dieses beherbergt eine Indoor Achterbahn namens „Linnunrata eXtra“. Das eXtra(vagante) steht für die aufgepfropfte VR-Attraktion. Vor der Pandemie, war es für viele Parks wohl der letzte Schrei, ihre alten Bahnen noch einmal mit der „modernen“ digitalen Technik und virtuellen Welten mittels Brillen, neues Leben einzuhauchen. Mal klappt das mehr und mal weniger gut. Diese Bahn liegt da so ziemlich in der Mitte. Nicht wirklich schlecht, aber weit entfern von richtig gut. Die lange Wartezeit sorgt dann auch nicht dafür, dass uns dieser Ride gut gefallen würde. Und ein etwas ungutes Gefühl hatte ich schon, als ich sah, dass man die VR-Brille nach der Fahrt einfach wieder auf den Sitz legt und niemand die Dinger zumindest mal abwischt. Beim Schreiben diese Beitrags haben sich aber noch keine Pusteln oder ähnliche Hautveränderungen gezeigt, so dass ich wohl noch einmal „sauber“ davongekommen bin. 😉
Aber weiter gehts, denn es stehen noch weitere Bahnen an und wir haben ja keine Zeit. Als nächste Bahn steht „Vuoristorata“, was frei übersetzt für Rollercoaster steht. DeepL übersetzt es mit Seilbahn. Was beides auch korrekt ist. Denn die Züge werden tatsächlich mit einem Seil hochgezogen. Vuoristorata ist fast baugleich mit der „Rutschebanan“ in Bakken, Kopenhagen. Sie ist nur etwas neueren Baudatums, nämlich von 1951 und ein paar Meter länger. Anders als in Bakken, wo der Bahn neuere Züge spendiert wurden, fahren hier in Helsinki die Züge noch mit Bremser. Das ist auch für uns Achterbahn Enthusiasten ein außergewöhnliches Erlebnis. Und so haben wir auch immer zumindest kurz mit dem jeweiligen Bremser versucht Kontakt aufzunehmen. Und sei es ein kurzes „Thank you, very much!“. Die Jungs, die diesen Job verrichten, haben auch eine Menge Spaß und freuen sich über freundliche Blicke.
Gleich neben der Holzachterbahn steht Ukko. Ein sogenannter SkyLoop von der Maurer Rides GmbH, ein Karussell Hersteller aus Bayern. Allerdings bin ich noch kein Produkt dieser Firma gefahren. Der SkyLoop im Holidaypark letztes Jahr war ja leider ein Lost Count, da dieser wohl wegen einer angrenzenden Baustelle außer Betrieb war. Doch nun sollte ich wohl diese Bahn fahren und um eine neue Erfahrung reicher werden. Die ganze Bahn wirkt so, als hätte sie jemand ersonnen, der irgendwelche Drogen genommen hat, merkt Knut an. Ja, das bisschen, was die Bahn an Thematisierung bietet, ist grell und bunt. Die Bahn wird an einem Kettenlift senkrecht nach oben gezogen und über den Top Head hinaus sogar über Kopf. Und das Ganze in über 46 Metern Höhe. Dann wird der Zug vom Kettenlift entlassen und windet sich langsam um die eigene Achse in die aufrechte Position, um sich dann wieder einzudrehen und mit 100 km/h in die Tiefe zu stürzen. Prescht dann durch einen durchsichtigen, aber bunt bemalten Trichter mitten durch die Station. Fährt wieder die Senkrechte hoch, die zuvor der Kettenlift bewältigt hat. Stoppt an der höchsten Stelle, um dann rückwärts wieder durch die Station zu jagen. Auf der anderen Seite des Loops wieder hoch, stoppt auch hier, wenn die Schwungenergie verbraucht ist. Und fährt wieder durch die Station und die Kettenliftstrecke hoch. Diesmal wird der Zug aber von der Kette eingefangen und bis zum Stillstand eingebremst. Die Kette führt die Wagen mit den Insassen dann langsam in die Station zurück. Verrückt anzuschauen aber scheußlich zu fahren! Diese Bahn gehört für mich in die Kategorie: „Was man nicht alles für einen Coaster Count tut“. Das Ding rappelt und schlägt. Es ist wirklich unangenehm zu fahren. Auch das Einfangen durch die Kette ist sehr unangenehm. Was von außen interessant anzuschauen ist, ist für mich keine schöne Coaster Erfahrung. Also zwischendurch lieber noch einmal Taiga fahren. Das ruckelt alle Knochen wieder dahin, wo sie hingehören.
Jetzt sind erst einmal unsere Frauen an der Reihe. Eine kleine Stärkung in einem der Restaurants ist auch eine gute Idee. Die Preise sind Freizeitpark typisch teuer. Doch die Loaded Fries with Chicken und die Chicken Bowl sind von guter Qualität. Dann einmal Fotoshootings von Aussichtsturm und Riesenrad. Und dann das obligatorische „Timo wird immer nass“ in einer Wasserattraktion. Diesmal in einer wirklich sehr schön gestalteten Raftinganlage mit einem kurzen Dark Ride Anteil.
Es fehlen nun noch 2 Bahnen. Der für uns nächst gelegene Ride ist „Tulireki“. Und wieder eine Bahn, die ich so noch nicht kannte und auch nie wieder fahren brauche. Was hat sich Mack Rides bei dieser Bahn eigentlich gedacht? Enge Kurven gehen auch mit einem größeren Wagen? Oder Blockbremsen sollen eine Attraktion sein? Keine Ahnung. Schlimm war es trotzdem.
Zum Ausgleich fahren wir dann aber den Spinning Coaster „Salama“ in einem schönen Streckenlayout. Und dieser Ride ist wirklich super und entschädigt für die letzten 2 „Reinfälle“, Aus der Bahn heraus, können wir vermelden: FULL COUNT. Alle 7 Bahnen waren in Betrieb und wir sind sie auch alle gefahren. Sogar die Powered Coaster, die eigentlich gar keine offizielle Counts bringen.
Fazit zum Park: Wir haben eigentlich nicht viel erwartet. Das was wir über Linnanmäki wussten konnte man sicher auf einen Bierdeckel schreiben. Doch der Park weiß zu überzeugen. Er thront über der Stadt und ist weithin sichtbar. Der Eintritt ist frei und das System für die Attraktionen mit Bändern und Coupons ist einfach gehalten. Alles ist sehr sauber und jeder Zentimeter ist sinnvoll genutzt. Schön ist auch, dass der Park viele versteckte Ecken hat, in denen man sich dem Trubel etwas entziehen kann. Blumen, Wasserläufe und sogar Wasserräder lockern das Gesamtbild auf. An unserem Besuchstag war es gut gefüllt aber der Park wirkte nicht überlaufen. Unsere längste Wartezeit waren 30 Minuten und das war nicht bei der Hauptattraktion Taiga. Dort hatten wir tatsächlich einen kompletten Walk through (direkt durch den Wartebereich in die wartende Bahn, ohne das wir warten mussten). Linnanmäki hat ein tolles buntes Logo. Alle Mitarbeiter tragen ein dunkelblaues Shirt mit diesem Logo. Das hat bei uns Begehrlichkeiten geweckt, die aber vom Betreiber des Parks nicht bedacht wurden. Es gibt nur einiges unnützes Zeug als Merchandise. Die T-Shirts haben einige Bahn Silhouetten auf der Vorderseite. Kein Linnanmäki Schriftzug und kein buntes Logo. Schade, hier wäre so viel mehr möglich, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir merken immer wieder, dass es auch in anderen Parks den „coolen Stuff“ nur sehr sehr selten gibt. Und gerade, wenn man solch ein schönes Logo sein eigen nennt, dann sollte das doch auf allen Dingen, die man verkauft prangen. Und wo sind die tollen Haarbänder, die die Mitarbeiterinnen getragen haben? Unsere Frauen hätten davon bestimmt eine Wagenladung abgenommen 😉.
Die Preise für Speisen und Getränke sind üblich, also schon recht teuer. Aber die Qualität ist gut. Wir empfehlen den Park uneingeschränkt weiter. Fahrt die Holzachterbahn, den Spinning Coaster, die Murmelbahn und natürlich Taiga, den Multi Launch Coaster. Den Rest könnt ihr getrost links liegen lassen, wenn ihr Achterbahnen nicht „sammelt“ wie wir.
Abschließend sei noch erwähnt, dass der Park von der „Children‘s Day Foundation“ betrieben wird. Der erwirtschaftete Gewinn geht also wieder in Projekte, die dem Wohlergehen von Kindern gilt. Originalton des Parks: „The Children’s Day Foundation wants to thank every amusement park visitor for supporting the important work for the welfare of children.“ https://www.linnanmaki.fi/en/children-s-day-foundation/
Die Öffnungszeiten des Parks variieren stark von Tag zu Tag, daher lohnt sich immer ein Blick auf die Park Website kurz bevor ihr einen Besuch plant.
0 Comments